Dienstag, 7. Februar 2012

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Mein Fruehstueck heute morgen!

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Die drei Vertreterinnen Europas!
(wenn man die Russinnen nicht mitzaehlt!)
Heike aus Tuebingen, Tiziana aus Mailand und ich

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Links die Teilnehmerin aus Nepal musste ich einfach knipsen!
Ich finde sie bildhuebsch!

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Das ist die Jacke, die ich heute gewonnen habe!
(mit Selbstausloeser geknipst!)

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Und hier noch die Erdbeeren und Mandarinen, die mir
Frau Ogiwara mitgebracht hat (war sicher sehr teuer!).

Dienstag, 07.02.2012

Aufgestanden bin ich um 6.30 Uhr, auch wenn ich noch recht müde war. Eigentlich hatte ich vor, ein bisschen Gymnastik zu machen, doch bis ich meine Mails im Internet durchgesehen hatte, und gewaschen und angezogen war, war’s schon wieder Zeit zum Frühstücken. Außerdem hat Robert angerufen, mir von seinem (Geburts-) Tag berichtet, und ganz nebenbei erwähnt, dass er für zwei Tage nach Berlin zum Arbeiten fährt, und die Kinder in dieser Zeit alleine sind. Na, wird schon gut gehen!
Am Vormittag vertrat Frau Furukawa wieder unsere für eine Woche krank geschriebene Klassenlehrerin, Frau Shimada. Sie erinnerte mich ein bisschen an mich selbst, da sie wenig vorbereitet in den Unterricht gekommen ist, und auch bei den ausgeteilten Kopien etwas durcheinander gebracht hat. Ja, so geht es mir auch öfter! Bis Ende der Woche ist das Thema des Vormittag-Unterrichts das Erdbeben vom letzten Jahr und die Folgen. Von uns wird erwartet, dass wir unseren Studenten in der Heimat ein positives Japanbild vermitteln, und sie dazu animieren, nach Japan zu fahren – weil ja alles nicht so schlimm ist, wie in den ausländischen Medien dargestellt. Ich bin da etwas anderer Meinung, auch wenn ich solange ich hier bin, keine großen Bedenken habe – solange es nicht tüchtig wackelt, ist alles bestens!
Am Nachmittag, bei Frau Yanashima, bekamen wir Tipps, wie wir den Japanisch-Unterricht, vor allem bei der Einführung neuer Grammatikthemen interessanter gestalten können. Praktischerweise hat sie als Beispiel genau die Lektion im Japanisch-Lehrbuch „Minna no Nihongo“ verwendet, die ich als nächste Lektion im zweiten Semester gleich nach den Ferien unterrichten muss. Passt wunderbar! Wir haben dann auch noch 13 verschiedene (gute!) Lehr-und Übungsbücher geschenkt bekommen, die ich bestimmt auch in Leipzig nutzen werde.
Nach dem Unterricht war ich noch schnell auf der Post und um 17 Uhr fein raus geputzt in Trachtenrock, weißer Bluse und Strickjacke unten in der Eingangshalle. Frau Ogiwara, die ältere Dame, der ich zu Weihnachten immer Stolle schicke, hat mich dort getroffen. Wir haben uns gut eine halbe Stunde unterhalten. Sie brachte mir frisches Obst mit, und bat mich, sie auch bei sich zuhause zu besuchen. Anschließend sind wir beide einen Stock höher in die große Halle, wo ein „fröhliches Beisammensein“ zwischen Bürgern aus Urawa und den Kursteilnehmern stattfinden sollte. Dort hatten Frau Ogiwara und ich uns auch vor sechs Jahren kennengelernt. Ich habe schnell noch das Obst auf mein Zimmer gebracht. Mama hat gerade zu dem Zeitpunkt angerufen. Passte auch wunderbar. Hier in Tokyo jammern besonders die Japaner, dass es so schrecklich kalt ist. Daheim soll es minus 18 Grad haben! Auch unsere Teilnehmerinnen aus Sibirien finden die Klagen der Japaner übertrieben.
Bei der anschließenden Party wurden zwei kurze Ansprachen gehalten, nachdem alle miteinander angestoßen hatten („Kampai!“) und als nächstes wurden wir in Gruppen eingeteilt und spielten gegeneinander „Tschanken poi“ (Knobeln mit „Stein, Schere und Papier“. Meine Gruppe hat gewonnen. Alle Kursteilnehmer in der Gruppe erhielten einen Hakama (eine japanische Jacke). Ich hätte nicht gedacht, dass ich auch eine bekomme! Ich habe mir ein dunkles Muster ausgesucht, wie es sich für ältere Damen gehört!
Gegen 19.30 Uhr war die Party zu Ende. Ich habe mich von Frau Ogiwara verabschiedet und versprochen, mich zu melden. Danach bin ich mit Heike auf unsere Zimmer zurück. Kurz vorm vierten Stock blieben wir quatschend auf der Treppe stehen. Wir haben ja beide schon viele Bekannte in Japan, da war so eine „Austausch-Party“, bei der man von wildfremden, freundlichen Japanern zu ihnen nach Hause eingeladen wird und nicht so recht weiß, wie man ablehnen soll, ganz schön anstrengend. Tiziana aus Italien sah uns so lamentierend auf der Treppe stehen und meinte, dass wir ganz schön geschafft aussehen – so sehr, dass wir nicht mal mehr die noch fehlenden zwei Stufen bis zu unseren Zimmern schafften. Es endete in lautem Gelächter!
Ich werde diesen Tagebucheintrag unten im Computerzimmer noch ins Netz setzen, und mich dann mit einem der neuen Lehrbücher in die Badewanne zurückziehen. Auf jeden Fall will ich heute mal früher ins Bett!

Montag, 6. Februar 2012

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Montag, 06.02.2012

Ich war dann doch erst um 2 Uhr im Bett. Die Uhren gehen hier wirklich schneller!
Um 7 Uhr riss mich das Telefon aus dem Schlaf – der Wecker hätte es wenig später eh genauso gemacht! Robert hat angerufen, kurz bevor er ins Bett ging. In Leipzig soll es schon wieder etwas wärmer sein, nur noch etwa minus 10 Grad! Hier in Japan sind es zwischen 0 und 5 Grad. Heute hat es übrigens zum ersten Mal geregnet seit ich hier bin. Bisher hatten wir herrlichen Sonnenschein, der die Luft zumindest über Mittag schön aufwärmte.
Nach dem Telefonat bin ich gleich aufgeblieben und habe mich fürs Frühstück fertig gemacht. Am Vormittag hatten wir heute einen neuen Lehrer, Herrn Yaeshima, dessen flotter Unterricht mich richtig gut wach gehalten hat. Ich habe ein paar knifflige Fragen gestellt, die ihn etwas aus dem Konzept gebracht haben, doch er konnte mir dann doch noch sehr gut erklären, was ich zur japanischen Grammatik wissen wollte.
Am Nachmittag war eineinhalb Stunden lang ein Vortrag mit Einführung in die traditionellen japanischen Theaterformen von dem schon etwas älteren Herrn Kitamura. Um mich herum in der großen Halle sah ich einige Teilnehmer sachte einnicken. Ich habe mir in einer kleinen Pause einen sehr süßen heißen Schwarztee mit Milch aus dem Selbstbedienungsautomaten geholt, der mir gut half, wach zu bleiben. Am kommenden Freitag fahren wir alle zu einer Kabuki-Vorstellung nach Tokyo. Darauf freue ich mich schon. Meine Eltern und mein Bruder waren vor gut 23 Jahren auch schon mal mit mir in Tokyo in solch einem Stück. Damals dachte Mama, es wären randalierende Besucher im Publikum, die laut schrien. Das kann wirklich so anmuten. Es handelt sich dabei aber um durchaus erlaubte, begeisterte Anfeuerungsrufe der Fans von den bekannteren Schauspielern. Mal sehen, ob es am Freitag auch wieder laut wird.
Nach dem Unterricht wollte ich endlich die Bücher für meine Chefin zur Post bringen. Prati sah mich auf der Treppe und sagte, ich solle warten, sie müsse auch zur Post. Gleich war sie zurück, mit einem kleinen Paket unterm Arm. Doch sie hatte nur eine dünne Strickjacke und Sandalen an (ich glaube, sie hat nur Sandalen mit). Da habe ich kurzerhand ihr Paket in meinen Rucksack gesteckt und sie gebeten hier zu bleiben. Draußen regnete es nämlich ziemlich. Das war ihr auch recht.
Nach dem Abendessen habe ich mich noch ein Weilchen mit Heike (auf Deutsch!) über unsere neuesten Erlebnisse ausgetauscht und mich schließlich wieder in mein Zimmer verkrochen. Heute Abend habe ich endlich an alle noch nicht benachrichtigten Bekannten gemailt, angerufen oder eine Postkarte geschrieben. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass sich nicht alle am selben Wochenende mit mir treffen wollen.
Inzwischen ist es schon wieder nach Mitternacht. Vielleicht habe ich ja morgen mal ein bißchen Zeit zum Japanisch lernen. Dazu bin ich ja eigentlich da...

(Ich habe heute leider kein Foto für Euch!
- na, aus welcher Fernseh-Sendung ist das??)

Sonntag, 5. Februar 2012

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Beschriftung der Waschmaschine (alles klar??)

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Ein "Wabbelbroetchen" mit Currygeschmack und Wiener Wuerstchen drin

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Kaese in Bonbon-Form

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Sandwich mit gebratenen Nudeln dazwischen

Sonntag, 05.02.2012

Es war wohl gegen 6.30 Uhr, als mich das Telefon-Klingeln aus dem Bett holte. Robert hat angerufen, und wir haben eine Weile miteinander gesprochen – diesmal nicht geskypt, da das Telefonieren auch nicht so teuer ist (etwa 3 Cent pro Minute). Wenn ich daran denke, wie teuer die Telefonate vor gut 20 Jahren waren, als man vor Beginn des Gespräches noch das Meer rauschen hörte...!
Ich habe mich danach noch mit Ohrstöpseln bis um 9.30 Uhr ins Bett gekuschelt. Und beim Aufstehen hatte ich dann zum ersten Mal das Gefühl, ausgeschlafen zu sein. Ist ja auch ein Luxus, bis 9.30 Uhr im Bett zu liegen!
Der Vormittag verging mit Wäsche waschen, Tagebuch-Eintrag, und einem Telefonat mit Reikos Mutter, die wissen wollte, ob bei mir alles in Ordnung sei. Wir haben uns ganz nett unterhalten. Zum Frühstück wollte ich den Aufschnitt essen, den ich bei der „Schmankerlstube“ am Vortag gekauft hatte, doch nach der Hälfte kapitulierte ich, denn so ganz ohne Brot schmeckt es nicht so. Einen kleinen Joghurt hatte ich auch noch im Kühlschrank. Das musste reichen.
Gegen 15 Uhr packte mich dann doch noch größerer Hunger, so dass ich mir eine der beiden Instant-Yakisoba (Nudelpackung) mit heißem Wasser übergoss – wie auf der Packung beschrieben, noch den Inhalt von drei beigefügten kleinen Tütchen drüber kippte, und dann in mich reinstopfte. Die zweite und letzte Packung Kompott von Reikos Mutter musste auch noch dran glauben, und weil ich immer noch nicht genug hatte (ich sah nebenbei eine Fernsehsendung an, in der Sumoringer bei ihrer Mahlzeit gefilmt wurden!) habe ich auch noch die letzten sechs Wurstscheiben aus der Schmankerlstube verputzt.
Die Korrekturen der Abschlussarbeiten von der Uni Leipzig zogen sich ganz schön hin. Wohl auch, weil ich immer wieder mal vor der Arbeit davon gelaufen bin - Wäsche zusammenlegen, bügeln, Federmäppchen sauber machen, Strumpfhosen waschen und aufhängen, ... Am Abend kurz vor 20 Uhr habe ich mir noch eine Schicht übergezogen, und bin los zum nahe gelegenen Supermarkt EON. Erst habe ich den 100-Yen-Shop im Obergeschoss zum vierten Mal erkundet (man findet dort immer wieder was bisher nicht Entdecktes!) und anschließend war ich unten in der Lebensmittel-Abteilung. Da habe ich meinen Fotoapparat gezückt und gaaanz viele Schnappschüsse von Lebensmitteln und Schildern gemacht. Immer wieder dachte ich, dass mich gleich einer der Angestellten ansprechen und mir das Fotographieren untersagen wird, doch keiner tat dergleichen. Ich habe mir ein paar süße Reisklöße und ein Päckchen Sushi mitgenommen und noch einiges an Süßigkeiten, die ich nach Hause schicken will.
Erst um 22 Uhr war ich wieder im Wohnheim. Inzwischen ist die letzte Arbeit korrigiert, die Punkte in Listen eingetragen und ich muss das Ganze nur noch an meine Kollegin schicken. Das werde ich gleich noch machen, auch wenn es schon 0.35 Uhr ist. Die Zeit vergeht hier viel schneller als in Deutschland – drum ist Japan in der Zeit auch 8 Stunden voraus...! So, Schluss für heute!

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ACHTUNG: Weiter unten sind auch noch ein paar neue Fotos eingefuegt! Ich habe heute einen Laptop im Computerzimmer im zweiten Stock benuetzt. Da funktioniert das Internet besser und so konnte ich endlich einige Bilder hochladen.

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Die "Schmankerlstube im Tokyu-Kaufhaus in Tamaplaza

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Die Bucht von Yokohama vom "Land-Mark-Tower" aus

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Von Yokohama aus der Blick nach Tokyo, ganz hinten sieht man schwach den neuen "Tokyo Sky Tree"

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links im Bild der "Land-Mark-Tower"

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Fuyuki beim Spaziergang unter noch nicht bluehenden Kirschbaeumen

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Abendessen mit Fuyuki: Shabu-Shabu

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So sieht es im Topf aus...

Samstag, 04.02.2012

Ohne Tabletten hätte ich wohl genauso „gut“ geschlafen. Aber da ich sie bis nach Japan mitgeschleppt habe, werde ich sie auch (fein dosiert!) aufessen.
Kurz nach 6 Uhr bin ich schon aufgestanden, um nachzusehen, ob Robert mir die Dateien mit den eingescannten Prüfungen geschickt hat. Hatte er! Ich habe sie auf meinem USB-Stick gespeichert und dann mehr aus Blödsinn noch versucht, meine Familie per Skype zu erreichen. Das hat wider Erwarten geklappt. Bis auf Peter, der wohl kurz zuvor eine kleinere Auseinandersetzung mit seinem Vater hatte, waren alle (na eben Robert und Katharina) guter Dinge. Zwischendurch hat auch noch meine Mutter angerufen. War lustig, mit allen gleichzeitig zu sprechen.
Irgendwann gegen 8 Uhr bin ich in den Computerraum im zweiten Stock (lediglich mit Jogginghose unterm Nachthemd und langem schwarzen Pullover überm Nachthemd) – um die Zeit am Wochenende schlafen die meisten noch oder sind schon aus dem Haus. Die Kantine ist ja Samstag und Sonntag geschlossen. Es kam auch nur der ältere Mexikaner aus meiner Gruppe kurz vorbei und setzte sich an einen der Laptops.
Die ausgedruckten Prüfungen bin ich noch mal durchgegangen, habe die Kopien aus dem gestrigen Unterricht einsortiert und nebenbei – muss ich zu meiner Schande gestehen – über meinen Laptop die letzte Folge von DSDS angeschaut. Wir haben zwar alle einen Fernseher auf dem Zimmer, doch auf den etwa sieben Kanälen kommen eigentlich immer nur irgendwelche Comedy-Sendungen, Nachrichten, Kochsendungen oder Werbung. Nur einmal hatte ich zufällig einen Krimi erwischt – und nicht besonders viel verstanden.
Mit den ordentlich sortierten Prüfungskopien und einem Klemmbrett ausgestattet (alles im Rucksack, zusammen mit anderem Schnickschnack, den Mitbringseln für Fuyuki und einer Flasche Tee) bin ich kurz vor 12 Uhr Richtung Yokohama aufgebrochen. Auf dem Weg zum Bahnhof lief eine kleine Gruppe „Nordic Walker“ vor mir her, die ich unauffällig geknipst habe. Sowas gibt’s also hier auch!
Gegen 13 Uhr war ich in Shibuya. Da habe ich schnell noch ein Foto von Ichiros Verkaufsstand im Tokyu-Kaufhaus gemacht (hat eine Weile gedauert, bis ich es gefunden hatte). Ich war da ja schon vor ein paar Tagen, hatte mich aber nicht getraut zu knipsen.
Von dort habe ich die Tokyu-Denen-Toshi-Linie genommen und bin gut 20 Minuten nach Südwesten gefahren, bis Tama-Plaza. Da gibt es auch ein Tokyu-Kaufhaus und darin wiederum einen Verkaufsstand von der „Schmankerlstube“. Den habe ich auch geknipst („Beweisfoto“!) und zur Steigerung des Umsatzes – was nicht nötig gewesen wäre, weil immer Kundschaft vorbei kam – habe ich mir je drei Scheiben Bierschinken, Gelbwurst, Bunte Mortadella und Bierwurst gekauft. Die Verkäuferin hat mich wahrscheinlich auch gefragt, ob ich so ein kleines Kühlelement mit in die Tüte haben möchte, doch weil ich Esel nicht zugeben wollte, dass ich sie in diesem Moment nicht richtig verstanden hatte, habe ich freundlich abgelehnt (mit der Vermutung, sie wolle mir irgend welche Rabatt-Punkte andrehen).
Am Eingang des Kaufhauses waren mehrere Schokoladenstände, die Geschenke für den Valentinstag (in Japan schenken am 14.2. die Frauen den Männern Schokolade!) anboten, und da war auch die Sorte dabei, die mir und Katharina schon vor sechs Jahren so gut geschmeckt hatte. Ich habe eine große Schachtel genommen, werde den Preis aber nicht verraten, sonst schmeckt sie nicht mehr (sauteuer!!).
Mit dem Zug bin ich dann, mit einmal umsteigen, weiter bis nach Sakuragichou, was zwei Haltestellen nach dem Hauptbahnhof von Yokohama liegt. Die ganze Zeit über hatte ich stehend oder sitzend im Zug die Punkte-Verteilung in den beiden Prüfungs-Übersetzungen ausgetüfftelt, doch an Korrigieren der Arbeiten war nicht zu denken. Dazu brauche ich doch mehr Ruhe.
In Sakuragichou war ich um 15 Uhr mit Fuyuki verabredet. Da ich jedoch noch diesen „Kaufhaus-Abstecher“ gemacht hatte, kam ich mit einer anderen Linie dort an, als normalerweise, und so musste ich erst ein bisschen nach dem richtigen Ausgang suchen, habe aber Fuyuki nach 5 Minuten entdeckt.
Wir sind zuerst, auf meinen Wunsch hin (ich hatte nicht geahnt, dass der Eintritt pro Person ca. 10 Euro kostet!) in den „Yokohama Land Mark Tower“, ein über 270 Meter hohes Gebäude am Hafenbecken von Yokohama, von dessen oberstem Stockwerk man einen herrlichen Blick über die Stadt und bis nach Tokyo hat. Das Wetter war gut, doch da es Nachmittag war, schon ein bisschen diesig. Ich habe dennoch viele Fotos gemacht und war begeistert von der Aussicht.
Anschließend sind wir an der Hafenpromenade gut eine Stunde spazieren gegangen. Nach einem Abstecher in Fuyukis Büro in der Nähe - ein kleines Appartment, das er als Büro seiner Firma „Seiransha“ nutzt und wo er mit wohl noch einem oder zwei Mitarbeitern Internetseiten für Firmen oder Behörden in mehreren Sprachen zusammenstellt. Er hat mir auch einen Deutschlandführer gezeigt, den er für seinen ersten Aufenthalt dort, im Jahr 1971, gekauft hat, und immer noch in Ehren hält. Seinen ersten zweimonatigen Deutschkurs hat er übrigens im Goetheinstitut in Blaubeuren besucht. Danach war er für über ein Jahr an der technischen Universität in München, und hat in der Theresienstraße gewohnt.
Von seinem Büro aus sind wir um ein paar Ecken in ein japansisches Restaurant und haben ein „Shabu-Shabu“-Menü gegessen (wie Boullion-Fondue mit Rindfleisch und Gemüse). Das war echt lecker! Ich habe fleißig Fotos gemacht.
Es war schon nach 20 Uhr, als wir zum nahegelegenen Bahnhof gegangen sind. Von dort ging eine Bahnlinie direkt bis Kitaurawa (1 ½ Stunden Fahrt!). Fuyuki ist noch ein ganzes Stück, bis Tabata (der Bahnhof, bei dem unsere Ferienwohnung vor sechs Jahren war) mitgefahren, und wir haben uns auch im Zug noch die ganze Zeit über unterhalten. Er ist von Tabata weiter über Ikebukuro zu seiner Mutter, um die er sich abwechselnd mit seiner Schwester kümmert – er immer sonntags und donnerstags.
Ich war gegen 22.15 Uhr in Kitaurawa. Als ich aus dem Bahnhofsgebäude rauskam, sah ich erstmals bewusst an der ersten Straßenecke ein Karaoke-Lokal. Und da bin ich kurz entschlossen rein. Es lag im zweiten Stock. Am Tresen am Eingang habe ich den etwas gestresst wirkenden jungen Mann gefragt, was die kürzeste Zeit für einen Aufenthalt ist. Dreißig Minuten, meinte der. Also habe ich mir eine Karaoke-Box zeigen lassen. Man muss sich das so vorstellen, dass von einem langen Flur aus links und rechts durchnummerierte Türen abgehen zu kleinen oder auch größeren Zimmern, in denen eine bequeme Bank, ein Tisch, ein Karaoke-Gerät mit Bildschirm und ein Telefon ist. Das Mikrofon für die Karaoke-Anlage bekommt man mit ins Zimmer (wohl in der Regel für jede Person eines). Der junge Mann hat mir kurz erklärt, wie man über eine Fernsteuerung die Lieder auswählt und dann in die Maschine eingibt. Dann ist er raus, hat die Türe hinter sich zugemacht und ich habe losgesungen. Die 30 Minuten waren viel zu schnell vorbei, doch ich wollte noch rechtzeitig vor Torschluss um 23 Uhr wieder im Wohnheim sein, was ich dann auch grade noch geschafft habe. Etwa 3 Euro 70 haben die 30 Minuten gekostet. Hätte ich noch Getränke dazu gewollt, dann 5 Euro. Wochentags zwischen 11 Uhr und 18 Uhr kostet es nur ca.90 Cent – aber da haben wir ja meist Unterricht. Na, jedenfalls war ich bestimmt nicht das letzte Mal dort!
Zurück auf meinem Zimmer habe ich die Fotos auf dem Computer geladen, aufgeräumt, noch ein Bad genommen, und um 0.21 Uhr war ich im Bett.

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Der Computerraum im dritten Stock

Freitag, 03.02.2012

Vormittags war Unterricht in Methodik – wie man den Schülern Leseverständnis vermittelt – und da gab es auch gute Tips für die Unterrichtsgestaltung.
Nach dem Mittagessen hatten wir alle gemeinsam im Computerzimmer eine Einführung in Power-Point-Präsentationen auf Japanisch. Kurz bevor es losging, kam eine Lehrerin mit einer Schachtel voller Bohnenkerne, von denen sich jeder bei Rausgehen welche nehmen durfte.
Heute ist in Japan nämlich „Setsubun“. Da wirft man Bohnen aus dem Fenster oder der Haustüre und ruft: „oni wa soto / Teufel raus“, dreht sich um, und wirft Bohnen ins Zimmer, mit dem Spruch: „fuku wa utschi / Glück herein“. Das vertreibt die bösen Geister aus der Wohnung. Wir haben die Bohnen einfach gegessen (wir sollten sie im Computerzimmer nicht rumwerfen!). Schmeckten wie Erdnüsse.
Danach, in der Pause zwischen 15 Uhr und 16 Uhr bin ich meine Mails durchgegangen, habe mit der Italienerin Tiziana für das Japanisch Lernen hilfreiche Internet-Adressen ausgetauscht und die gestern kopierten CD noch schnell in die Bibliothek zurück gebracht.
Von 16 Uhr an war noch eine Stunde Einführung in Excel. Ich war ein paar Minuten zu spät aus der Bibliothek zurück gekommen. Der Lehrer hatte schon mit seinen Erklärungen angefangen. Etwa sieben Teilnehmer waren da (Anwesenheit war freiwillig) und tippten fleißig an ihren Computern mit. Ich habe ein Weilchen gebraucht, bis ich die richtigen Dateien gefunden hatte und den anderen hinterher kam, ärgerte mich auch ein bisschen, dass der Lehrer mir auch nicht den kleinsten Hinweis gab, was ich machen sollte (ich war ja zu spät dran gewesen...), doch letztendlich war ich fast ein wenig stolz, dass ich doch noch den Anschluss gefunden, und sogar schneller mit meinen Tabellen fertig war als andere.
Der Vortragende hatte leider eine sehr einschläfernde Stimme. Ich war froh, als wir kurz nach 17 Uhr wieder auf unsere Zimmer gehen konnten – lange hätte ich es nicht mehr ausgehalten.
Bis zum Abendbrot habe ich noch zwei CDs aus der Bibliothek kopiert. Die CDs gehören zu Lehrbüchern fürs Hörverständnis, die ich schon einige Jahre im Unterricht verwende, zu denen ich jedoch nur die Cassetten besitze. Und die sind schon ziemlich ausgeleiert. Jetzt habe ich die CDs dazu, was die Vorbereitung meines Unterrichts in Leipzig sehr erleichtern wird.
Nach dem Abendessen habe ich die japanischen Prüfungstexte für Magister und Master ins Deutsche übersetzt, dann noch Gymnastik gemacht (mein Rücken ist ziemlich beleidigt), und bis ich endlich mit zwei Schlaftabletten ins Bett bin, war’s schon wieder Mitternacht.

Donnerstag, 2. Februar 2012

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Donnerstag, 02.02.2012

Der heutige Tag ist schnell erzählt. Geschlafen habe ich nicht besonders, also werde ich es heute Nacht wieder mit einer Tablette versuchen.
Nach dem Frühstück hatten wir von 9.30 Uhr bis 12.25 Uhr Unterricht. Beim Mittagessen war mir aufgefallen, dass wie schon am Morgen, Prathi nicht bei uns am Tisch saß, nur Harushada. Also fragte ich die, ob ich vielleicht in der letzten Zeit zu viel Wind um die Essgewohnheiten der beiden gemacht hätte. Und tatsächlich bestätigte mir Harushada, dass Prathi da wohl etwas empfindlich sei. Ich habe sie beim Rausgehen an einem anderen Tisch sitzen sehen, bin hin, und habe mich entschuldigt. Sie lächelte freundlich wie immer. Mal sehen, ob sie sich morgen wieder zu mir „hertraut“.
Nachmittags war hatten wir von 13.45 Uhr bis 15.30 Uhr „Unterrichts-Methodik“ bei Herrn Shirai. Diesmal waren Gruppe zwei und drei zusammen in einem Raum. Es lief recht locker ab, und war zum Teil recht lustig.
Danach bin ich schnurstracks in die Bibliothek, einen Stock tiefer. Ich hatte bisher ja noch gar nicht richtig Zeit dafür. Es gibt dort herrlich viele Bücher über die japanische Sprache und Lehrbücher in rauhen Mengen. Ich habe mir 10 CDs (zum Kopieren) und zwei Bücher ausgeliehen. Mit den Büchern will ich in der nächsten Zeit selbst Japanisch üben (wenn nicht jetzt, wann dann!). 2 ½ Stunden habe ich in den Regalen rumgeschnüffelt und mir einen Überblick verschafft. Jetzt weiß ich auch schon so in etwa, welche Bücher ich mir noch für zuhause besorgen werde.
Beim Abendessen habe ich zwei weitere Teilnehmerinnen aus unserem Kurs genauer kennengelernt – zwei Frauen aus Taiwan. Außerdem stellte sich heraus, dass Poonam, die Inderin aus meiner Klasse, die beiden Frauen aus Indien, die vor sechs Jahren mit mir im Kurs waren, gut kennt.
Nach dem Abendessen bin ich wieder in mein Zimmer und habe mich mit dem Kopieren der CDs, diesem Tagebuch-Eintrag, und mit meiner Übersetzung der Klausurtexte von morgen beschäftigt. Ja, und dann hoffe ich, dass ich wenigstens heute mal früher ins Bett komme!

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Das ist mein muedes Gesicht bei der Bootstour auf dem Sumida-Fluss

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Aus dem Bus geknipst (ich bin klein im Rueckspiegel zu sehen)

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Vom Tokyo-Tower aus geknipst

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Mein Mittagessen im Selbstbedienungsrestaurant

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Strasse in Tokyo, im Hintergrund der neue "Sky Tree"-Turm

Mittwoch, 01.02.2012

Zum Frühstück gab es den Rest grobe Leberwurst mit zwei Spiegeleiern und Tofu (den esse ich jeden Morgen, kalt, mit Sojasoße). Zuvor hatte ich noch in meinem Zimmer weggeräumt, was so rumlag, da heute im Laufe des Tages die „Putzkolonne“ die Betten frisch beziehen und saubermachen sollte.
Pünktlich um 8.30 Uhr waren alle 38 Teilnehmer des Programms unten in der Lobby versammelt. Mit dem Bus ging es eine Stunde lang nach Tokyo rein. Wir hatten eine nette „Bus-Führerin“, die in druckreifem, sehr höflichem Japanisch viel Interessantes über die Stadt zu berichten hatte. Wir waren alle sehr angetan von ihren Erklärungen, und ich war nicht die einzige, die während der Fahrt das Aufnahmegerät laufen hatte. Ich saß übrigens neben einer Chinesin aus dem ersten Kurs. Es stellte sich heraus, dass sie aus Hongkong ist, und dort Japanisch an der Uni unterrichtet. Sie war zum ersten Mal 1994 in Japan, muss also mindestens 5 Jahre jünger sein als ich. Josephine kennt sie leider nicht.
Der erste Stopp war im Stadtmuseum in Tokyo. Ich war schon vor sechs Jahren dort, fand es aber trotzdem wieder sehr beeindruckend. So sehr, dass mir nach der einen Stunde, die wir hatten, zum kurzen Bummel durch den Andenken-Laden am Ausgang leider keine Zeit mehr blieb.
Nach kurzer Fahrt mit dem Bus wurden wir gegen 11.45 Uhr in einem großen Einkaufszentrum („olinas mall“) in den 4. Stock in ein Restaurant geführt, in dem heißes und kaltes Buffet angeboten wurde. Für uns war schon reserviert. Eine Stunde lang konnte ich fast alles versuchen, was dort appetitlich angerichtet war. Kleine Fische mit in Streifen geschnittenen Gemüse, deren Geschmack an sauer eingelegten Backfisch erinnerte, schmeckten mir am besten. Die Koreanerin, die noch bei mir am Tisch saß, kennt vermutlich meine koreanische Bekannte aus dem Kurs von 2006. Der Mexikaner, der auch noch mit uns zusammensaß (wahrscheinlich schon über 50 Jahre alt, grauhaarig) war recht still.
Die Abfahrt des Busses, weiter nach Asakusa, verzögerte sich etwas, da einige Teilnehmer noch einen kleinen Einkaufbummel nach dem Essen starteten, und wohl nicht auf die Uhr geschaut hatten. Unsere Reiseleiterin aus Kitaurawa (nicht die nette aus dem Bus; da waren zusätzlich noch zwei Damen dabei, die das Organisatorische regelten, und davon eine) war merklich verärgert über die Verspätung. So hatten wir dann zur Besichtigung des Tempels in Asakusa, und zum Durchqueren der Straße mit den herrlichen Andenkenläden dort leider nur eine gute halbe Stunde – viel zu wenig!! Am großen Eingangstor der Einkaufsstraße, mit dem riesigen Lampion darunter, war 13.45 Uhr Treffpunkt, und wieder einige zu spät!
Von dort waren wir in knapp fünf Gehminuten an der Schiffsanlegestelle am Sumida-Fluss. Bis zur Abfahrt des geräumigen, zweigeschossigen Schiffes waren die Nachzügler auch noch rechtzeitig da. Richtung Süden, zum Hafenbecken sind wir unter vielen Brücken durchgefahren. Ich saß zuerst oben, von wo aus man aber nicht so gut fotografieren konnte. Mit uns zusammen war eine größere Reisegruppe aus China eingestiegen. Auch die Durchsagen waren auf Japanisch und Chinesisch. Es gibt wirklich auffallend viele chinesisch sprechende Leute hier – nicht nur in unserer Schule.
Anschließend ging es mit dem Bus weiter zum „Tokyo Tower“, dem mit seinen 333 Metern Höhe wohl bald der Rang als Anziehungsort für Touristen vom neu errichteten (und ab Mai zugänglichen) „Tokyo Sky Tree“ mit 634 Metern Höhe streitig gemacht werden wird. In den Andenken-Läden dort gibt es viel Schnickschnack mit Aufschriften wie: „I love Tokyo Tower“ oder „Tokyo Tower is still alive“. Wir hatten einen schönen Rundblick von der obersten Plattform aus. Nur der Berg Fuji hatte sich leider im Nebel versteckt.
Zum letzten Mal ging es danach mit dem Bus weiter, vorbei am Kaiserpalast, bis zum Viertel „Akihabara“, das für seine vielen Elektrogeschäfte bekannt ist. Mit Heike und den beiden Inderinnen bin ich dann auch in eines rein. Die Tour endete dort. Wir hatten alle Geld für die Rückfahrt mit dem Zug, und einen Fahrplan bekommen. Heike hatte noch etwas anderes vor, weshalb ich mit Harushada und Prathi kurzentschlossen in ein kleines Indisches Restaurant ganz in der Nähe gegangen bin. Die beiden freuten sich sichtlich, vertrautes Essen zu bekommen.
Von dort aus sind wir mit der Bahn (41 min.) zurück nach Kitaurawa. Gegen 19.30 Uhr waren wir wieder im Wohnheim. Ich habe mir ein Bad eingelassen, den Laptop auf dem Toilettendeckel geparkt und von der Badewanne aus „In aller Freundschaft“ angeschaut. Dann habe ich noch die bis jetzt angesammelten Kassenzettel sortiert, im Kalender eingetragen, von Reikos Mama erhaltene Zeitschriften ausgeschlachtet, Mails beantwortet, aufgeräumt, eine schriftliche Hausaufgabe erledigt,... Es war dann schon wieder kurz vor Mitternacht, als ich endlich in mein frisch bezogenes Bett schlüpfte (das ich nochmal neu „sortiert“ und das Leintuch zum Zudecken mit Sicherheitsnadeln an den zwei Wolldecken befestigt hatte).

Dienstag, 31. Januar 2012

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Der Blick aus meinem Fenster

Dienstag, 31.01.2012

Mich hat dann doch noch mein schlechte Gewissen gepackt. Bis um 2 Uhr saß ich noch an den Prüfungstexten für die Leipziger Uni, und habe sie auch gleich abgeschickt. Damit wäre das auch erledigt.
Um 7.30 Uhr bin ich aufgestanden. Die kalte Dusche danach war dringend notwendig. Noch bevor ich zum Frühstück runter bin, hat Heike bei mir geklopft und wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist, da sie, Harushada und Prachi mich gestern Abend und heute morgen im Speisesaal nicht gesehen haben. Finde ich ja nett, dass sie dann gleich nach dem Rechten sehen. Nächstes Mal muss ich mich wohl bei den dreien abmelden, damit sie sich nicht unnötig Sorgen machen. Sie sind übrigens alle drei in eine andere Klasse gekommen als ich.
Zum Frühstück gab‘s grobe Leberwurst aus der „Schmankerl Stube“ mit Toastbrot. War nicht schlecht, obwohl das Toastbrot hier in ca. 1 ½ cm dicke Scheiben geschnitten ist, und ich den Toaster dummerweise erst nach dem Essen in einer Ecke des Speisesaals entdeckt habe.
Der Unterricht hat wider Erwarten richtig Spaß gemacht. Zuerst war ich ein bisschen skeptisch, was die Teilnehmer und die vorgestellten Themen anging. Wahrscheinlich war ich auch etwas zu optimistisch gewesen und hatte gehofft, in die oberste Klasse zu kommen.
Heute waren wir noch eine Teilnehmerin mehr in unserer Klasse. Wir sind mit 14 Leuten die größte Gruppe: Eine aus der Mongolei, eine aus Indonesien, drei aus Malaysia, eine aus Indien, eine aus Usbekistan, eine aus der Ukraine, eine aus Kasachstan, eine aus Kirgisien, die Italienerin Tiziana und ich. Ja und dann noch unser „Hahn im Korb“, ein Mann aus Nepal. Wenn die vier Teilnehmerinnen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken sich auf Russisch unterhalten, kann ich meine Russischkenntnisse auch gleich noch ein bisschen auffrischen. Ich sitze zusammen mit zwei Frauen aus Malaysia in einer „Dreier-Gruppe“. Die kleinere von beiden (aber anscheinend auch die ältere von uns – was man ihr nicht ansieht!) ist recht lustig. Wir haben viel zu lachen.
Heute Nachmittag mussten wir alle einzeln kurz berichten, wo wir unterrichten, welche Schüler wir haben, was uns leicht fällt, und was Schwierigkeiten macht. Außerdem sollten wir noch aufschreiben, wie wir uns einen guten Lehrer vorstellen, und haben dann die einzelnen Meinungen miteinander verglichen. Das war sehr interessant.
Der Nachmittagsunterricht ist immer schon gegen 15.40 Uhr zu Ende. Danach, als ich wieder auf meinem Zimmer war, kamen zwei japanische Herren vorbei, die wohl im Gebäude für die Hausmeister-Arbeiten zuständig sind. Ich hatte nämlich vor dem Unterricht an der Rezeption unten Bescheid gegeben, dass der Anrufbeantworter an meinem Telefon sich immer ausschaltet, wenn ich das Zimmer verlasse – was ja total sinnlos ist. Die beiden Herren haben den Fehler bald gefunden! Es gibt im Zimmer verschiedene Steckdosen. Das Telefon war falsch angesteckt. Jetzt funktioniert es wieder!
Ab 17 Uhr war im der Halle „Tee-Party“ angesagt, damit sich die Teilnehmer unseres Kurses und die Lehrkräfte besser kennen lernen. Ich habe mich mit einem Mann aus Nepal, der für zwei Monate an einem anderen Programm hier teilnimmt, und mit zwei Chinesinnen, die in wieder einem anderen Kurs für Japanisch-Lehrer an chinesischen Oberschulen sind, unterhalten. Danach noch mit einer Russin, die an der wirtschaftswissenschaftlichen Universität in Moskau Japanisch unterrichtet. Man musste ziemlich laut sprechen, um sich gegenseitig zu verstehen.
Zu Abendessen hatte ich mich mit Heike, Harushada und Prati unten im Speisesaal verabredet. Danach hielt ich noch ein längeres Schwätzchen mit Heike an meiner Zimmertüre. Wieder alleine, lockte mich von ferne Gesang aus dem einen Stock tieferen Karaoke-Zimmer. Und da bin ich dann auch hin. Es war nicht viel los, nur einige chinesische Studenten, ein Indonesier und ein junger Mann aus Brasilien. Nach einem Weilchen habe ich mitgemacht. Der junge Mann aus Indonesien hat mit Abstand am besten gesungen und nebenbei immer wieder mal auf einer Shamisen (dreisaitige japanische „Gitarre“) gespielt. Punkt 22 Uhr ging das Licht aus. Ich hatte gerade das Mikro in der Hand und habe im Halbdunkel noch zu Ende gesungen. Es hat Spass gemacht!
Jetzt werde ich noch die vielen Kopien aus den ersten zwei Unterrichtstagen sortieren und dann bald ins Bett verschwinden. Morgen muss ich um 7.30 Uhr schon beim Frühstück sein, denn um 8.30 Uhr ist Abfahrt nach Tokyo.

Montag, 30. Januar 2012

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Montag, 30.01.2012

Beim Frühstück im Speisesaal war ich heute Morgen nicht, da ich noch von Reikos Mama eingepackte Röllchen, etwas eingelegtes Gemüse und ein süßes Brot hatte. Dazu gab es grünen Tee. Gerade noch rechtzeitig bin ich in der großen (kalten!) Halle angekommen, in der wir gemeinsam ein Quiz über die neuesten Dinge in Japan gemacht haben. Die Lösungen wurden und danach ausführlich und recht lustig vom Lehrer Herr Koh erklärt.
Nach dem Mittagessen – gemeinsam am Tisch mit Heike und den zwei Inderinnen, für die es endlich etwas zu essen gab, das fast wie bei ihnen zu Hause schmeckte - war ich noch ein bisschen am Computer in meinem Zimmer und dann wieder ganz knapp rechtzeitig im ersten Unterricht in meiner Klasse. Ich bin in der mittleren Gruppe. Wir sind 12 Frauen und ein Mann aus Nepal. Heute war nur Einführung mit einer Flut von Kopien. Anschließend war noch Einführung im Computerzimmer – auch nicht viel Neues – bis 17 Uhr.
Um 17.25 Uhr war ich schon wieder auf Achse. Mit dem Zug bin ich direkt bis nach Shibuya gefahren. Dor t angekommen, bin ich gleich ins Untergeschoss des Tokyu-Kaufhauses, in die Lebensmittelabteilung. Den Verkaufsstand von der „Schmankerl-Stube“ gibt es dort noch. Eine junge Frau hat mich bedient, und mir ein Stück grobe Leberwurst verkauft. Sie meinte auf meine Frage hin, dass der Chef so gut wie nie in dieser Filiale sei. Macht nichts. Ich wollte nur mal sehen, ob es sie überhaupt noch gibt.
Vor dem Bahnhof war ich gegen 18.45 Uhr mit Koichi am Hachiko verabredet. Dank meines Handys haben wir uns in dem Gewimmel gleich gefunden. Ganz in der Nähe, auf der anderen Seite der riesigen Kreuzung sind wir in ein interessantes Restaurant: wenn man dort reingeht, kommt man sich vor, als sei man plötzlich in einem ganz alten Stadtviertel in Kyoto. Über eine kleine Brücke und um ein paar „Häuserecken“ herum wird man dann in eines der kleinen Zimmerchen gebracht, die ein bißchen wie ein Zugabteil mit Tisch dazwischen anmuten. Wir haben ganz lecker gegessen, wie oben auf dem Bild zu sehen ist. Koichi hat sich selbstständig gemacht und unterrichtet an der Uni und in verschiedenen Firmen Buchhaltung, bzw. Rechnungswesen. Er hat auch schon ein paar Bücher dazu geschrieben. Eines hatte er dabei und mir geschenkt.
Gegen 21.30 Uhr hatte er schon recht müde Augen (ich vielleicht auch?) und so sind wir Richtung Bahnhof aufgebrochen, wo wir uns dann verabschiedet haben.
Mir ist aufgefallen, dass weniger westliche Ausländer in Tokyo unterwegs sind. Sicherlich eine Folge von Fukushima. Doch die Leuchtreklamen blinken fleißig wie eh und je.
Kurz nach 22.30 Uhr war ich wieder im Wohnheim. Die Fahrt von Shibuya nach Kitaurawa dauert gute 40 Minuten. Zu später Stunde sind viele angetrunkene Männer unterwegs, die sich aber in der Regel sehr still und unauffällig verhalten.
Mittlerweile ist es wieder kurz vor 1 Uhr. Ich müsste eigentlich noch die Texte für den Test am Freitag an die Uni schicken. Doch das verschiebe ich, glaub ich, noch ca. 7 Stunden und gehe jetzt lieber ins Bett!

Sonntag, 29. Januar 2012

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Sonntag, 29.01.2012

Bis nach 8.30 Uhr war ich im Bett. Dann kurz im Internet und schließlich habe ich mich fertig gemacht für die Mochi-Herstellung draußen auf dem Parkplatz vor der Schule. Gestern hatte ich mich zum ersten Mal getraut, mich im Zimmer zu föhnen – nachdem ich das Licht, die Klimaanlage, die Lüftung im Bad, Computer und Fernseher ausgestellt hatte. Uns war mehrmals erklärt worden, dass im ganzen vierten Stock die Stromversorgung zusammenbrechen wird, wenn wir uns auf unseren Zimmer die Haare trocknen. Ich konnte mir das nicht so recht vorstellen, und auch wenn ich ein bisschen Bedenken hatte, dachte ich doch: wenn ich es nicht ausprobiere, werde ich nie wissen, ob es klappt oder nicht! Und es hat geklappt. Problemlos. Ich föhne mich jetzt nur noch auf dem Zimmer!
Das Reiskloß-Machen auf dem Parkplatz war ganz lustig. Es waren viele Japaner aus der Nachbarschaft da, auch viele kleine Kinder. Unter zwei offenen „Zeltlingen“ verteilten Frauen heiße japanische Gemüsesuppe und formten aus dem schon weichgestampften Reis Klöße (etwa so groß wie kleine Eier), die dann noch in verschiedenen Zutaten gewälzt werden, wie süßer brauner Puder, braune Bohnenpaste oder Seetang. Die klebrigen Klöße lassen sich nur schwer teilen und sind mit Stäbchen nicht ganz einfach zu essen. Aber mir hat’s geschmeckt. Die beiden Inderinnen waren gar nicht begeistert.
Da trotz des sonnigen Wetters ein sehr kalter Wind wehte, hat es kaum einer länger als eine Stunde draußen ausgehalten. Die Japaner, die die ganze Zeit über den Reis gestampft haben, waren zu bewundern. Schließlich musste immer einer von ihnen den Reis mit nassen Händen wenden. Immer wieder lief einer von ihnen zu den dampfenden Reis-Kochtöpfen und wärmte sich ein Weilchen auf.
Eine Trommelvorführung wie vor sechs Jahren gab es diesmal nicht. Es war wohl einfach zu kalt.
Ich bin gegen 11.30 Uhr wieder auf mein Zimmer, habe noch ein bisschen am Computer gearbeitet und dann Mittagsschlaf gemacht. Erst gegen 15 Uhr bin ich zu Reikos Eltern aufgebrochen.
Eine Haltestelle nach Kitaurawa, in Urawa, bin ich kurz ins dortige Kaufhaus Parco, da ich im Internet gesehen hatte, dass es dort eine Filiale von der großen Buchladen-Kette „Kinokuniya“ gibt. Dort habe ich die drei Bücher, um die mich meine Chefin gebeten hatte, besorgt.
Nach zweimal umsteigen und insgesamt gut 45 Minuten Zugfahrt war ich schließlich in Sakado, wo Reikos Vater schon mit dem Auto auf mich wartete. Ich hatte beim Aussteigen schon befürchtet, am falschen Ort zu sein, da mir der Bahnhof total unbekannt vorkam. In dem Moment war mir das Handy von Robert eine große Hilfe, da ich gleich bei Reikos Mutter anrufen und mich vergewissern konnte, richtig zu sein. Wie ich später erfuhr, ist das früher so putzig kleine Bahnhofsgebäude in den vergangenen Jahren abgerissen worden und nun steht da ein riesiges Haus mit bunten Glasfenstern, großen Rolltreppen und Geschäften.
Zuhause im Wohnzimmer bei Reikos Eltern wurde ich fürstlich bewirtet. Reikos Mama muss stundenlang in der Küche gestanden haben. Über drei Stunden haben wir uns unterhalten und gegessen. Zwischendurch haben wir noch mit Reikos Bruder Ken, dessen zwei Söhnen (4. Und 7. Klasse) und seiner Frau, die auf der anderen Seite von Tokyo wohnen, geskypt. Das machen sie anscheinend jeden Sonntag Abend, da sie sich nicht so oft treffen.
Gegen 21.30 Uhr haben mich Reikos Eltern mit Auto zum Bahnhof zurück gebracht (keine 10 Minuten entfernt). Eine viertel Stunde unterhielt sich Reikos Mama noch mit mir am Bahnsteig, bis mein Zug kam. Ich habe versprochen, auf alle Fälle noch einmal vorbei zu kommen, bevor ich wieder nach Deutschland fliege. Bis nach Kitaurawa hat es dann doch etwas länger gedauert, da später am Abend nicht mehr so viele Züge fahren. Um 23.25 Uhr war ich endlich im Wohnheim, und wurde auch gleich reingelassen.
Dann noch dieser Tagebuch-Eintrag, ein warmes Bad, ein paar Mails und gegen 1.15 Uhr war ich im Bett!

Samstag, 28. Januar 2012

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Samstag, 28.01.2012

Gegen 2 Uhr war ich erst im Bett, und um 7.30 hat mich die Sonne durch die dicken Vorhänge geweckt. Ich habe mir Augenbinde und Ohropax geschnappt, und mich gleich noch einmal rumgedreht im Bett. Zwei kleinere Erdbeben hinderten mich noch kurz am Einschlafen, doch dann klappte es doch noch.
Um 9.30 Uhr klingelte mich die Inderin Harshada aus dem Bett. Ich habe mich mit ihr um 11.00 Uhr in der Lobby verabredet zum Einkaufsbummel nach Omiya. Bevor ich mich dafür startklar machte, hing ich noch eine Weile im Internet rum.
Von 11 Uhr bis 15 Uhr sind Harshada, Prathi und ich durch die Kaufhäuser von Omiya gezogen. Ich habe mir bei dieser Gelegenheit eine kleine Laptop-Kamera und einen zweiten Akku für meinen Fotoapparat besorgt. Zwischendurch waren wir in einem „Mc Donald“ beim Mittagessen. Meine beiden Begleiterinnen wählten Hamburger ohne Fleisch und waren etwas verwundert über den harten grünen (Eisberg-)Salat. In Indien sei der weicher. Prathi hatte die letzten Tage kaum was gegessen, da hier alles anders schmeckt als bei ihr zuhause, und sie aus religiösen Gründen auch kein Fleisch essen darf.
Zurück im Wohnheim habe ich meinen Reiskloß gegessen, der eigentlich mein Frühstück hätte sein sollen – ich hatte heute morgen ganz vergessen, etwas zu essen, mir nur eine Flasche stilles Wasser aus dem Automaten unten mitgenommen. Und dann habe ich die erste Waschmaschinenfüllung angesetzt. 33 Minuten dauert ein Waschgang. Nebenbei habe ich im Internet rumgesucht, dann einigen Bekannten meine Telefonnummer geschickt, die Wäsche den Wäschetrockner, noch eine Maschine angeschmissen,...
Nach einem Schwätzchen mit der Deutschen Heike bin ich nach 21 Uhr noch zum EON-Supermarkt. Ich habe mir Natto-Röllchen, chinesischen Glasnudelsalat, Pudding, süße Brötchen und japanisches Rührei für heute Abend und morgen früh besorgt, noch einen Abstecher in den nahegelegenen Buchladen gemacht, aber dort nichts gekauft. Der Laden ist bis 25.00 Uhr geöffnet – so steht es auf der Tür.
Mittlerweile habe ich gegessen, einen Krimi im Fernsehen angeschaut und auch teilweise verstanden, mit Mama telefoniert, und jetzt muss ich nur noch in die Wanne. ! Es ist schon 0.10 Uhr. Gute Nacht!

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