Freitag, 27. Januar 2012

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Freitag, 27.01.2012

Um 6 Uhr hat mich meine liebe Familie aus dem Bett geklingelt. Ich habe den Computer angeschalten, und dann wurde erstmals „geskypt“. Auch wenn ich es ziemlich früh am Morgen fand, war es wahrscheinlich gut so, denn abends ist das Netz für den Internet-Zugang hier im Gebäude oft so überlastet, dass es gar nicht richtig funktioniert. Aber am frühen Morgen lief es problemlos.
Eigentlich hatte ich vor, danach nochmal ins Bett zu schlüpfen, doch da lagen noch so viele nicht korrigierte Arbeiten, und außerdem hatten wir ja am Vormittag Prüfung, so dass ich mich dann doch gleich angezogen habe.
Ab 9.20 Uhr hatten wir in der großen Halle erst 40 Minuten Hörverständnis-Test, der bei mir einigermaßen gut lief, dann 10 Minuten Pause, in der ich mir am Getränke-Automaten eine kleine Dose mit heißem Milchkaffee kaufte und auch gleich austrank, und dann noch gut 70 Minuten einen schriftlichen Test in Lese- Verständnis und Grammatik. Der war richtig schwierig, und es kamen auch alle danach stöhnend aus der Halle.
Ich bin dann noch mit einer der Inderinnen eine halbe Stunde in die Bibliothek und anschließend zum Mittagessen.
Bis zu meiner mündlichen Prüfung um 2.15 Uhr habe ich noch korrigiert.
Nach der Prüfung, die mir eher vorkam wie ein netter Plausch mit einem der älteren Lehrer hier, war ich mit den beiden Inderinnen zum Bummeln verabredet. Sie heißen mit Vornamen Harshada Anil und Prachi (habe ich eben aus der Liste abgeschrieben) – Namen, die ich mir partout nicht merken kann! Sie sprechen beide recht gut japanisch, eine davon besser als ich!
Wir sind Richtung Bahnhof, in ein paar Geschäfte, dann noch durch den kleinen Urawa-Park und vorbei am EON-Supermarkt, wieder zurück zur Schule. Die beiden haben hier zum ersten Mal Schnee gesehen, und wollen sich morgen in der nächst größeren Stadt Omiya noch wärmere Jacken kaufen.
Heute waren sie beide in Sandalen mit dicken Socken unterwegs.
Ach, heute Mittag, als ich vor der mündlichen Prüfung noch am Schreibtisch saß, wackelte es plötzlich ganz leicht. Es hat auch ziemlich schnell wieder aufgehört, aber ich habe gleich mal im Internet nachgesehen. Es war wieder in der Nähe von Fukushima, die Präfektur Saitama, in der ich jetzt bin, war kaum betroffen (nur Stufe 1), dort beim Epizentrum Stufe 3, also in Japan nicht der Rede wert. Ich hoffe es bleibt noch eine ganze Weile so ruhig!
Die Seite im Internet, auf der das Japanische Wetteramt die neuesten Meldungen zu Erdbeben in englischer Sprache veröffentlicht, findet man unter folgender Adresse:
http://www.jma.go.jp/en/quake/
So, jetzt ist es gleich 00.45 Uhr hier in Japan. Ich werde noch versuchen, das Tagebuch in meinen Blog mit der Adresse: http://daudau.twoday.net/
einzusetzen. Mal sehen, ob ich das auch so gut hinbekomme wie meine Nichte Franziska.
Wenn genug Zeit ist, gibt es dann dort morgen (oder übermorgen) den nächsten Eintrag. Bis dann!



Donnerstag, 26.01.2012

Mit dem Schlafen, das klappt noch nicht so gut. An den Zeitunterschied werde ich mich erst nach einigen Tagen gewöhnen – trotz Schlaftablette und Ohropax.
Letzteres ist hier wirklich notwendig. Unter der Zimmertüre ist ein recht breiter Schlitz, durch den man alles, was auf dem Flur passiert, genau hören kann. Schräg gegenüber meinem Zimmer ist eine größere Nische mit zwei Tischen und Stühlen, an denen diejenigen mit ihren Computern ins Internet gehen können, deren Zimmer zu weit vom Netz entfernt sind. Manchmal sitzen da auch einfach nur Studenten, die sich unterhalten oder etwas selbst Gekauftes essen wollen. Und manche „skypen“ dort auch. Da kann es dann schon sein, dass sich, wie gestern gegen Mitternacht jemand lautstark mit seinen kleinen Kindern in der Heimat unterhält, die quietsch vergnügt ins Mikrofon schreien. Ja, ich bin froh, dass ich an Ohropax gedacht habe!
Frühstück gibt es in der Kantine im Erdgeschoss immer zwischen 7.30 Uhr und 9.00 Uhr. Ich hatte mir Zeit gelassen und war erst gegen 8 Uhr unten. Heike war gerade fertig mit frühstücken. Ich habe mir ein typisch japanisches Frühstück geholt: Reis, MIsosuppe, Tofu, Seetang, Tee, Gemüse und Natto. Letzteres sind kleine braune Bohnen die etwas gewöhnungsbedürftig riechen und lange dünne Fäden ziehen, die einem beim Essen immer irgendwo im Gesicht kleben bleiben. Ich mag Natto. Das Dumme war nur, dass sich zum Frühstück ein junger Mexikaner aus unserem Kurs zu mir setzte und sich ein bisschen mit mir unterhalten wollte. Ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, mir die klebrigen Fäden aus dem Gesicht zu wischen, um keinen allzu schlechten Eindruck zu hinterlassen. Doch das scheint ihn nicht gestört zu haben.
Von 9.30 Uhr bis 11.15 Uhr war Einführungsveranstaltung in der großen Halle im zweiten Stock. Dort ist es entweder zu kalt, so dass alle bei der erstbesten Pause in ihre Zimmer laufen und sich Jacken oder Schals holen, oder die Klimaanlage pustet warme Luft in den Raum, der dann aber riecht, als würde man dort gerade die Tapeten einweichen und abziehen. Danach wurde jeder von uns noch einzeln an die Wand gestellt und geknipst, dann gab es noch eine Erklärung zum Test am folgenden Tag und schließlich war von 12.15 bis 13.45 Uhr Mittagspause.
Mittagessen in der Kantine ist gibt es immer von 12.00 bis 13.30 Uhr. Zwei Menüs mit Beilagen, die man sich selbst zusammen stellen kann, oder „á la Carte-Gerichte“ stehen am Eingang der Kantine als Plastik-Modelle mit Beschriftung zur leichteren Auswahl bereit. Zusätzlich kann man sich noch Desserts, Obst und Getränke nehmen. Für das Essen bekommen wir pro Woche eine bestimmte Summe an Geld. Bleibt am Ende der Woche zu viel Geld übrig, verfällt es. Auszahlen lassen kann man es sich nicht, weshalb die meisten eben so viel essen wie’s geht. Das war vor sechs Jahren auch schon so geregelt.
Am Wochenende ist die Kantine geschlossen. Da müssen sich alle selbst versorgen, bekommen aber dafür auch Geld. Außerdem gibt es im Erdgeschoss eine kleine Küche, die man benutzen kann. Und die Geschäfte in der Umgebung haben hier ja auch am Wochenende geöffnet.
Am Donnerstag Nachmittag war noch Haus- und Bibliotheksführung (eine Bibliothek vollgestopft mit Büchern zu Japan und japanischer Sprache – nur leider am Wochenende, wenn kein Unterricht ist, geschlossen).
Gegen 15 Uhr wurde von uns 38 Teilnehmern ein Gruppenfoto gemacht – im Freien, im Innenhof! Es war zwar sonniges Wetter, doch auch sehr kalt. Einen Tag vor unserer Ankunft hat es hier geschneit! Einige der jungen Damen in eleganten Kleidchen haben ganz schön gebibbert.
Von 15.30 bis 16.10 Uhr war noch die offizielle Eröffnung unseres Kurses, mit ein paar kleinen Ansprachen, und jeder musste sich einzeln kurz vorstellen.
Danach war ich mit Heike noch in dem Supermarkt (EON heißt der) und habe mich dann wieder ans Korrigieren gemacht, nur unterbrochen vom Abendessen und einigen „Ausflügen“ ins Internet.



Mittwoch, 25.01.2012

Nachdem ich vor mir eine Wand und keine Stuhlreihe hatte, musste ich bei der Landung all mein Gepäck nach oben in das Fach legen und mich anschnallen. Und da oben war dann leider auch mein Fotoapparat. Wir hatten beim Anflug auf Tokyo einen herrlichen Blick auf den Berg Fuji, der gerade eine Schneehaube aufhat, die bis zur Hälfte des Berges nach unten reicht, und an diesem Morgen leicht rosa schimmerte. Wirklich ein schöner Anblick!
Bei der Landung in Tokyo (es empfing uns mit wunderbarem Sonnenschein und weiter Sicht!) fiel mir gleich am Rand der Landebahn ein neuer Schriftzug auf : „Nihon ganbarou“ (war’s glaub‘ ich) – was bedeutet: „Japan, wir wollen uns anstrengen!“, und sicher nach dem Erdbeben und der Katastrophe in Fukushima angebracht worden ist.
Durch den Zoll bin ich ohne Probleme gekommen, trotz des vielen Gepäcks für zwei Monate. Am Ausgang wartete schon eine nette junge Dame mit einem Schild der Japan Foundation, die mich begrüßte und mich dann zu einer Stuhlreihe führte, wo ich auf den Bus warten sollte. Zwei nette Inderinnen und eine Deutsche gesellten sich auch noch dazu. Die Deutsche heißt Heike und ist Japanologin aus Tübingen. Sie ist mit dem selben Flugzeug gekommen wie ich, doch da wussten wir noch nicht, dass wir beide auf dem Weg nach Urawa waren.
Während wir ca. eine Stunde auf den Bus warten mussten, habe ich mir eine Sim-Karte für das Handy gemietet, das mit Robert mitgegeben hatte. So einfach wie in Deutschland „Prepaid-Karten“ kaufen und ins Handy stecken geht hier leider nicht. Für Ausländer ist alles komplizierter und teurer.
Wir sind mit dem Bus, der 10.05 Uhr abfuhr, um den Stadtkern von Tokyo herum gefahren und dann weiter nach Norden. Bei der Gelegenheit habe ich auch zum ersten Mal den neuen Fernsehturm von Tokyo gesehen, den „Sky Tree“ – ein Monstrum, das hoch über alle umstehenden Wolkenkratzer hinausragt. In Saitama haben wir den Bus gewchselt, und gegen 12.05 Uhr waren wir endlich in Urawa.
Nach einer kurzen Einführung durch Frau Yamafuku, unsere junge Betreuerin sind wir in unsere Zimmer verschwunden. Meines hat die Nummer 405, im dritten Stock, ist eingerichtet wie schon beim letzten Mal, hat jedoch ein im vergangenen Dezember neu eingebautes Badezimmer, dessen Wanne ich auch gleich am ersten Abend ausprobiert habe.
Zuvor habe ich aber noch ausgepackt, und dummerweise die Uhrzeit nicht richtig umgerechnet. Denn als ich unten in der Lobby das Telefon ausprobierte, und bei meinen Eltern in Starnberg mitteilen wollte, dass ich gut angekommen war, merkte ich erst am Mamas Stimme, dass es dort ja noch Nacht war (kurz vor 4.30 Uhr). Rechnen war noch nie meine Stärke!
In dem kleinen Kühlschrank im Zimmer waren belegte Sandwich und eine Plastikdose mit Pommes und gebratenen Fisch. Außerdem noch ein Joghurt, eine Mandarine und eine kleine Tüte Orangensaft – unser Mittagessen! Kalt schmeckt der Fisch ja nicht besonders, aber in jedem Stockwerk gibt es eine kleine Teeküche mit Mikrowelle, in welcher ich am späteren Nachmittag dann die aufgeweichten Pommes und den Fisch erwärmt habe. Dann war’s einfacher zu essen.
Als ich meine Sachen verstaut hatte – die Kleiderbügel reichten hinten und vorne nicht! – bin ich losmarschiert zum nahegelegenen Supermarkt, den ich noch von meinem Aufenthalt vor 6 Jahren hier kannte. Und da habe ich dann auch gleich im 100-Yen-Shop (Billigabteilung!) zugeschlagen und viel Krimskrams eingekauft. Auch noch drei Taschenbucher, deren Titel mir gefallen hatte, die ich aber sicher nicht so schnell lesen werde.
Zwischen 18.30 Uhr und 20.00 Uhr gibt es immer werktags Abendessen unten in der Kantine. Ich habe mich an dem Abend wieder mit Heike dort getroffen. Man kann dreimal am Tag warm essen – oder auch etwas anderes. Heike und ich sind ganz begeistert von der japanischen Küche. Es schmeckt wirklich gut – und ist mit an Sicherheit grenzender auch nicht verstrahlt.
Danach habe ich noch mit Freude festgestellt, dass das W-Lan-Netz bis in mein Zimmer reicht, ich also mit meinem Computer von meinem Zimmer aus ins Internet kann, und nicht extra ins Computerzimmer muss. Dafür aber hat man uns gesagt, dass das Stromnetz auf unseren Zimmern zu schwach sei für die Benutzung von Haarföhns. Wir sollen uns im Zimmer mit dem Waschmaschinen und Wäschetrocknern föhnen. Die gibt es in jedem Stockwerk, doch ein bisschen umständlich ist das schon! Vielleicht traue ich mich ja bald mal, den Föhn doch in meinem Zimmer auszuprobieren.
Unter meinem Schreibtisch und an vielen anderen Stellen hier im Gebäude hängt übrigens ein weißer Schutzhelm. Das gab es beim letzten Mal noch nicht. Auch eine Folge von Fukushima, denke ich. Damit uns bei Erdbeben nicht gleich was auf den Kopf fällt. Ich habe schon mal vorsorglich die Riemen am Helm an meine Kopfgröße angepasst.


Dienstag, 24.01.2012

Es war – wie erwartet – eine kurze Nacht vor dem Abflug nach Japan. Ich hatte noch kurz vor Mitternacht verzweifelt versucht, mein Gepäck, mitsamt den vielen Mitbringsel für die japanischen Bekannten, auf 20 Kilo zu beschränken, doch das klappte überhaupt nicht. Die Rettung kam, als Robert im Internet entdeckte, dass man auf Flügen nach und von Japan bis zu 46 kg mitnehmen darf. Total erleichtert habe ich alles in Koffer und Rucksack gestopft, was in greifbarer Nähe lag und war gegen 0:15 Uhr endlich im Bett.
Der Wecker klingelte schon um 5.20 Uhr. Mit Robert bin ich kurz vor 7 Uhr aus dem Haus. Katharina war auch gerade auf dem Sprung zur Schule. Peter musste erst gegen 8.30 los.
Der Abschied (auch von Robert, der mich dankenswerterweise mit dem Auto in 25 Minuten zum Flughafen gebracht hatte) war kurz und fast schmerzlos – sind ja nur zwei Monate ().
In einer kleinen Propeller-Maschine der Tyrolian Airline bin ich um 8.15 Uhr bei scheußlichem Regenwetter von Leipzig abgeflogen. Die Zeit bis zur Ankunft in Wien verging im wahrsten Sinne wie im Flug. Um 9.28 Uhr sind wir dort schon gelandet. Da ich nur die Umhängetasche mit meinem Computer und meinen kleinen Rucksack mit hatte (die restlichen 46000kg Gepäck wurden direkt bis Tokyo transportiert ), bin ich erst ein bisschen durch die Ladenpassagen am Flughafen geschlendert. Als ich in einer ruhigen Ecke drei Massagestühle (10 Minuten € 2.-) entdeckte, habe ich erst meinem Rücken eine Freude gemacht, und mich anschließend gegenüber dem Eingang zu meinem Flugzeug nach Japan in eine Café gesetzt und mir dort im Laufe der nächsten 1 ½ Stunden einen extrem leckeren Cappuchino und einen Einspänner schmecken lassen – mit richtig dicker Sahne drin! Nebenbei habe ich angefangen, die knapp hundert Übersetzungen zu korrigieren, die ich ja noch mit hatte.
Um 13.30 Uhr war Abflug. In einer großen Boeing 777 (mit 3-4-3 Sitzplätzen nebeneinander), die nicht einmal zur Hälfte besetzt war, hatte ich einen bequemen Sitzplatz gleich hinter der Business-Class (viel Beinfreiheit, doch leider konnte man die Armlehnen zwischen den Sitzen nicht hochklappen, um sich dann quer über die Sitze hinzulegen – aber ich musste ja sowieso korrigieren!). Das Essen war ausreichend, doch ich hatte mir eigentlich etwas mehr erhofft. Gegen 14.15 Uhr gab es Mittagessen, dann immer wieder Saft oder Wasser, zwischendurch auch Knabberzeug in kleinen Tüten und dann, gegen 23.15 Uhr unserer Zeit (!) Frühstück mit Rührei und Würstchen und leicht nach Mottenkugeln schmeckenden Kartoffeln. Mittlerweile war es draußen auch schon wieder hell.
Einen Film habe ich mir komplett im Flugzeug angesehen (ganz mutig auf Japanisch!). Er hieß „Der ganz normale Wahnsinn“ oder „I don’t know how she does it“ in dem auch Pierce Brosnan mitspielte. Der hat von der Handlung ideal gepasst! Die letzten ca. 30 Minuten von „Der gestiefelte Kater“ habe ich mir dann auch noch angesehen (auf deutsch).

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