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Der Berg Fuji heute morgen, aus dem 5. Stock geknipst

Willkommensgruesse in den Sprachen der Kursteilnehmer
(Na, welchen habe ich geschrieben??)

Die ersten beiden Interview-Partnerinnen von Tiziana und mir

Meine Klasse bei der Erdbeben-Uebung, kurz bevor wir nach unten "geflohen"sind.

Hier noch eine Aufnahme vom Berg Fuji in der Daemmerung.
Donnerstag, 09.02.2012
Um 6.30 Uhr bin ich aufgestanden und gleich unter die Dusche, um richtig wach zu werden. Zum Frühstück gab es wieder Müsli mit Erdbeeren, wie am Vortag. Eine Klassenkameradin – ich kann mir ihre Namen immer noch nicht merken! – es war Cha aus Malaysia, gab mir den Tipp, mir vom Flurfenster im 5. Stock den Berg Fuji zu betrachten, der sei heute besonders schön. Das habe ich dann auch gleich gemacht, wie man an den mitgeschickten Fotos sieht!
Vormittags kamen an die 14 japanische Studenten, die in Zweiergruppen aufgeteilt mit jeweils zwei von uns über ihre Erlebnisse beim Erdbeben am 11. März 2011 sprechen sollten. Das lief recht gut. Ich sprach zusammen mit Tiziana aus Italien mit jeweils zwei Studenten, jedesmal 45 Minuten lang.Wir durften unsere Gespräche mit einem Diktiergerät aufzeichnen. Ich werde mir es heute Abend noch mal genau anhören, und habe vor, mir praktische Redewendungen und nützliche Vokabeln gleich zu notieren. Bis Montag müssen wir einen fiktiven „Newsletter“ für unsere eigenen Studenten schreiben, in den wir unsere Erkenntnisse über das Erdbeben und seine Folgen festhalten und die Studenten zu einem Japanaufenthalt animieren sollen.
Beim Mittagessen saßen wir noch mit einigen der Japaner zusammen im Speisesaal und haben uns so gut unterhalten, dass wir fast zu spät zum Unterricht um 13.45 Uhr gekommen wären.
Da saß ich dann wieder mit Tiziana zusammen. Wir sollten uns schon mal Gedanken zu unserer Hausaufgabe machen und konnten auch schon damit anfangen. In der gleichen Tisch-Gruppe saßen auch noch vier Frauen aus der Ukraine, Russland, Kasachstan und Usbekistan, die sich auf Russisch über den Vormittag unterhielten. Nachdem ich auch ein bißchen verstanden hatte, und das sagte, meinte ein, ich würde ich dieser Klasse wahrscheinlich auch gleich meine Russisch-Kenntnisse auffrischen können. Da hat sie wohl recht.
Ach, gegen 15.20 Uhr kam ein schrilles Quietschen aus dem Lautsprecher, und die Durchsage, dass nun eine Erdbebenübung stattfinden würde. Wir waren schon vorgewarnt. Wir mussten uns silbern glänzende – und ziemlich stinkende – Mützchen aufsetzen, die vor Feuer und herabfallenden Gegenständen schützen, und dann geordnet, aber schnell runter in die Empfangshalle laufen. Da wurden wir dann noch einmal durchgezählt und konnten anschließend durch die großen Fenster beobachten, wie im Wohnheimblock gegenüber drei Teilnehmerinnen demonstrierten, wie man auf kleinen Feuerleitern von oberen zum unteren Balkon klettern kann. Heike war auch dabei. Ich hatte es mir ehrlich gesagt ein bisschen spektakulärer vorgestellt!
Danach war bis zum Abendessen frei – also genug Zeit, um in Ruhe die Sachen aus dem Unterricht zu sortieren (wir bekommen Berge von Kopien!). Auch Gelegenheit, um dieses Tagebuch nachzutragen. Ich bin ja schon einen Tag hinterher. Es kamen schon Klagen!!
Als ich am Wohnblock gegenüber von meinem Zimmer sah, dass die Sonne gleich untergegangen sein würde, bin ich schnell eine Treppe höher, ins oberste Stockwerk gelaufen, und habe noch ein paar Aufnahmen vom Berg Fuji in der Dämmerung geschossen. Ist schon ein toller Blick von da oben. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob ich das vor sechs Jahren auch schon gewußt habe. Vermutlich schon.
Mittlerweile habe ich gegessen, zusammen mit den Inderinnen Prati und Harushada, die in den letzten Tagen im Speisesaal nur noch Brot und was zu trinken nehmen, und ihre eigenen Beilagen mitbringen. Dann bin ich wieder aufs Zimmer und habe am Tagebuch weiter geschrieben. Jetzt sitze ich im Computerzimmer im zweiten Stock. Es gibt hier 20 Laptops, mit denen man eindeutig schneller ins Internet kommt, als vom Zimmer aus. Ausser mir sind hier gerade noch etwa 12 Chinesen (ich vermute, es sind Chinesen) und ein Brasilianer (den ich von meinem ersten Karaoke-Versuch kenne). Die meisten surfen im Internet. Einige scheinen aber auch Hausaufgaben zu machen. Durchs Fenster hoert man jemanden im Karaoke-Zimmer (ein Stockwerk hoeher) singen – irgendwelche Rockmusik. Da gehe ich aber heute nicht mehr hin. Ich muss bald ins Bett. Morgen fahren abends ins Kabuki-Theater, und da will ich einigermassen wach sein!

Mein Mittagessen am Mittwoch (dummerweise mit doppelter Reisportion)

Deutsches Bier im kleinen Supermarkt in Shinjuku.

In der "Steh-Kneipe" in Shinjuku.

Nachtspaziergang in Shinjuku

Sushi in der zweiten Kneipe mit Karl.
Mittwoch, 08.02.2012
Es war wieder mal eine zu kurze Nacht. Ich bin dennoch vor 7 Uhr schon aus dem Bett. Zum Frühstück habe ich ein Drittel von den Erdbeeren von Frau Ogiwara mit in den Speisesaal genommen, und mir dazu Cornflakes mit Milch genommen. War auch nicht schlecht.
Am Vormittag im Japanisch-Unterricht war das Erdbeben und die Folgen Thema. Wir sollten vier Texte analysieren, und uns anschließend Fragen überlegen, die wir tags darauf den angekündigten japanischen Studenten stellen wollten.
Nach dem Mittagessen haben wir uns nochmal in Zweiergruppen im Klassenzimmer zusammen gesetzt und die Fragen genau ausgearbeitet. Tiziana ist mit mir eingeteilt. Ab 15.30 Uhr war im Computerraum eine Info-Veranstaltung zu praktischen Seiten im Internet für die Recherche – also, wo man sich Zeitungs- und Zeitschriften-Artikel kostenlos runterladen kann. Anschließend sollten wir uns im Klassenzimmer noch für den nächsten Tag ein Aufnahmegerät abholen.
Ich war um 18.30 Uhr mit Karl, einem ehemaligen Studienkollegen (er hat damals zur selben Zeit wie ich ein einjähriges Japanstipendium bekommen und ist mit mir rüber geflogen). Gut 45 Minuten ist man mit dem Zug von Kitaurawa nach Shinjuku unterwegs. Ich war trotzdem vor ihm schon am Treffpunkt, dem kleinen Seijo Ishii-Supermarkt am Tonan-Ausgang. Bis Karl da war, habe ich mich darin ein wenig umgesehen, und konnte mir das Fotografieren wieder nicht verkneifen (siehe mitgeschicktes Bild!).
Karl hatte ein flottes Outfit, das zu seiner Arbeit in der Filmbranche passte! Er hat mich zuerst ein bisschen in Shinjuku herumgeführt, mir interessante Ecken gezeigt, die ich wahrscheinlich selbst nicht gefunden hätte, und wir haben uns wunderbar unterhalten. Er selbst wohnt ja schon sehr lange in Tokyo. Zuerst waren wir in einer urigen Stehkneipe, deren Spezialität Innereien waren, und nach einem Spaziergang dann ich eine kleinen Gastwirtschaft, wo wir noch einige Häppchen rohen Fisch und gedünsteten Koblauch gegessen haben. War eine lustige Zusammenstellung, aber lecker. Wir hätten fast die Zeit vergessen, vor lauter Reden. Um 23.15 Uhr haben wir uns am Shinjuku-Bahnhof verabschiedet. Ich hatte schon überlegt, was ich mache, wenn der letzte Zug schon weg wäre, war aber Gott sein Dank nicht nötig. In Tokyo wird es nach 23.45 Uhr schwierig, nach Hause zu kommen, wenn man weiter draußen wohnt. Nach Mitternacht fahren kaum noch Züge, und zwischen 0.30 und etwa 4.30 Uhr morgens geht gar nichts. Ich habe jedenfalls noch einen Zug erwischt und war kurz nach Mitternacht wieder im Wohnheim. Zum Tagebuch-Schreiben hatte ich dann keine Lust mehr!
Daudau1 - 9. Feb, 13:07